Schwäbisch Fränkische Waldberge

Wanderung in den Löwensteiner Bergen nordöstlich von Spiegelberg

Hintergrundinformationen zur Wanderung am 12.10.2019

1. Glasherstellung
Der Name des Ortes Spiegelberg bezieht sich auf eine Glashütte, die im Jahre 1705 auf dem Juxkopf vom Spiegelmeister Johann Georg Gundelbach gegründet wurde. Der Eigentümer nannte die Manufaktur „Spiegelhütte“, da dort, neben Fenstergläsern zum größten Teil Spiegel gefertigt wurden. Sämtliche Spiegel für das Ludwigsburger Schloss, die Schlösser Solitude und Hohenheim sowie für das Opernhaus in Stuttgart wurden dort produziert. Für die Herstellung von Glas sind nur wenige Stoffe erforderlich: Quarz, Kalk und Pottasche und für die Schmelzöfen Holzkohle zum Heizen. Quarz wurde aus dem Stubensandstein gewonnen. Der hohe Quarzgehalt des Stubensandsteins führte zu mehreren Gründungen von Glashütten in den Löwensteiner Bergen (z.B. in Althütte, Walkersbach usw.). Reichlich vorhanden war in dieser Zeit auch Holz um Holzkohle und Pottasche erzeugen zu können. Das bezeugt ein Bericht des Klosterhofmeisters aus dem Jahre 1699. Glashütten konnten den Holzreichtum direkt vor Ort nutzen ohne einen aufwendigen Transport organisieren zu müssen.
Der Holzbedarf von Glashütten war enorm, ein Festmeter Holz ergibt gerade mal 1 kg Pottasche, zusätzlich mussten die Öfen Tag und Nacht mit Holzkohle in Betrieb gehalten werden. Bereits im Jahre 1794 führte deshalb Holzmangel zur Einstellung der Glasproduktion in der gesamten Region. Die Folge war große Armut durch den Verlust der Arbeitsplätze und folgend daraus eine Auswanderungswelle nach Amerika im 19. Jahrhundert.
Auf dem „Glaswanderweg Spiegelberg“ ist die Geschichte auf Schautafeln genauer nachzulesen.

2. Geologie Keuperbergland
Keuper ist die oberste Schichtstufe des „germanischen Trias“ (nördlich der Alpen). Der Beginn des Keupers wird auf 235 Mill. Jahre vor heute und das Ende auf ca. 200 Mil. Jahre vor heute festgelegt. Die Felsen des Keupers in diesem Bereich bestehen hauptsächlich aus Sandstein. Die typischen V-förmigen Schluchten im Stubensandstein werden als „Klingen“ bezeichnet, enge felsige Schluchten als „Tobel“. Die Bodenbachschlucht ist eine der typischen V-förmig geformten Klingen im Keuper. Unterschiedliche Härtegrade der Sandsteine führen an einigen Stellen zu Felsen und Grotten. Wenn weichere Sandsteine unter einem härteren sitzen werden Höhlen und Grotten ausgebildet, diese Steine werden dementsprechend auch als Höhlensandsteine bezeichnet. Der Begriff Stubensandstein, rührt daher, dass aus dem harten Quarzsand nicht nur Glas hergestellt wurde, der gewonnene Sand wurde auch als Scheuermittel genutzt um Holzfußböden zu reinigen.

3. Landschaft
Spiegelberg selber liegt im Lautertal. Die Lauter entspringt östlich von Löwenstein und mündet bei Sulzbach in die Murr. Aus nordöstlicher Richtung kommend mündet der Dentelbach bei Spiegelberg in die Lauter. Die Bodenbachschlucht und die Tobelschlucht sind die Quelläste des Dentelbachs. Die Talwände der Bodenbachschlucht sind zwar v-förmig, wie eine Klinge ausgebildet, es treten jedoch oft Felsen und Felssimsen aus den Talwänden hervor. Davon abgebrochene Felsbrocken sind überall in der Tiefe des Tales zu sehen. Demgegenüber sind die Wände der Tobelschlucht aus härteren Sandsteinfelsen gebildet, die teilweise stark unterspült grottenartig ausgebildet sind. Das Naturdenkmal „Hohler Stein“ am Talschluss des Tobels besteht im oberen Bereich aus hartem Sandstein, mit einem fünf Meter hohen Wasserfall, der darunter liegende weichere tonig Sandsteine führen zu einer ausgeprägten Höhlenbildung über mehrere Stockwerke hinweg.

Verfasser: Gerhard Steiner©