Wanderführerin Sylvia Hägele hat sich mit der Geschichte und Kultur der Stadt Schwäbisch Gmünd beschäftigt und schreibt immer wieder im Zusammenhang mit Wanderungen kleine Aufsätze auf dieser Seite.
Begegnungen im Grenzgebiet von Obergermanien und Raetien
Limes und Römer in Schwäbisch Gmünd.
Das Remstal war rund hundert Jahre lang, von etwa 160 nach Christus bis 260 nach Christus, äußerste Grenzzone des Römischen Reiches. Auf den nördlichen Höhen des Remstals verlief der Limes. Das Gmünder Gebiet bewachten und kontrollierten über 1500 Soldaten, die in Kohorten formiert in und um Schwäbisch Gmünd stationiert waren. Am Westhang des Rotenbachtals an der Binnengrenze zwischen den beiden römischen Provinzen Obergermanien (Germania superior) und Raetien (Raetia) ist ein bemerkenswerter Wechsel in der Konstruktion der Grenzanlage zu beobachten. Hier stoßen die raetische Mauer sowie Wall und Palisade des obergermanischen Limes aufeinander. Diese Rekonstruktion kann in Schwäbisch Gmünd im Rotenbachtal eindrucksvoll betrachtet werden. Auf der raetischen Seite kontrollierte zusätzlich die Besatzung des Kastells Freimühle die Provinzgrenze. Direkt unterhalb dieses Lagers zog die wichtige militärische Verbindungsstraße durch das Remstal, die von Lorch kommend auf der Höhe des Kastells Schirenhof den Fluss kreuzte.
(Text zur Wanderung vom 07.06.2019)
Text©: Sylvia Hägele
St. Salvator
Der St. Salvator ist ein Wallfahrtskomplex über Schwäbisch Gmünd. Er besteht aus zwei Felsenkapellen, die zusammen die Wallfahrtskirche St. Salvator bilden, sowie einem Kreuzweg mit mehreren Kapellen. Der Kreuzweg ist in der Form, wie er in Schwäbisch Gmünd vorliegt, einzigartig. Die St. Salvator Kapelle schuf der Kirchenbaumeister Caspar Vogt nach 1617. Er baute dabei die vorhandenen Höhlen zu einer Unter- und Oberkapelle aus. Solange Schwäbisch Gmünd freie Reichsstadt war, wurden die Prozessionen zur Kapelle hinauf von den Kapuzinern betreut.
(Text zur Wanderung vom 07.06.2019)
Text©: Sylvia Hägele
Geschichte des Ortes Schwäbisch Gmünd-Weiler
Die erste urkundliche Erwähnung des Dorfes Wyler (Weiler) stammt aus dem Jahr 1345. Die Witwe des Hermann Guland zu Gmünd gibt ihrer Tochter im Jahr 1345 ein Gut in Wyler. Weiterhin werden am 12. Dezember 1365 laut Kaufvertrag Besitztümer des Ulrich von Rechberg an die Ritter von Urbach verkauft und zwar Besitzungen aus Bettringen, Weiler und Bargau. Der romantisch klingende Name Weiler in den Bergen ist nachweislich bereits 1515 aufzufinden.
Historisch gesehen entstanden die ersten Siedlungen entlang der Wasserläufe: Das eigentliche Dorf Weiler am Langenbach, Herdtlinsweiler am Strümpfelbach und die Steinbacher Höfe am gleichnamigen Bach. Bei der Umschreibung der selbständigen Gemeinde Weiler in den Bergen orientierte man sich am Gebiet der Pfarrei St. Michael Weiler in den Bergen. 1359 wird bereits zum ersten Mal von einem Pfarrer für diese Pfarrei berichtet. Eine vermutliche rechbergische Burganlage im Dorf wird beim Übergang in die Reichsstadt 1581 als Burgstatt bezeichnet. Teile davon können im Riegerschen Anwesen erhalten geblieben sein (heute Familie Hiller). Die früheren Besitzer waren die Herrn von Ihmer, die vermutlich Felder und Wälder im heutigen Emersberggelände besessen haben.
Über Herdtlinsweiler sei zu bemerken, dass es zum Teil den Rechbergern gehörte und zum Teil Gmünder Familien. Auch stand hier das Haus einer ritterlichen Familie mit einer Burganlage. 1367 wird ein Konrad von Härtzinsweiler erwähnt (Conradus de Hertzisweiler).
Über die Steinbacher Höfe, einst Steinbach, erfährt man zum ersten Mal, als 1371 ein Gütlein an Gmünder Familien verkauft wird.
Die freie Reichsstadt Gmünd hatte 1544 durch den Kauf des Dorfes Bargau ihr Gebiet nun ziemlich erweitert. 1581 kamen dann die beträchtlichsten Teile von Weiler und Herdtlinsweiler hinzu. Von da an befand sich der ganze Pfarrort Weiler in den Bergen unter Gmündischer Hoheit, ausgenommen der weiterhin rechbergische Krieghof.
Als die Freie Reichsstadt Gmünd 1802 dem Herzogtum Württemberg einverleibt wurde, änderte sich die kommunalpolitische Situation. Weiler kam zu Schultheißerei Oberbettringen, bis es dann auf Grund eines Königlich Württembergischen Edikts vom 31. Dezember 1818 zur selbstständigen Gemeinde erklärt wurde, da es die erforderliche Einwohnerzahl von 500 Seelen nachweisen konnte.
Die Gemeinde Weiler in den Bergen bestand nun seit 1819 aus Weiler, Herdtlinsweiler, den Steinbacher Höfen, dem Krieghof, dem Giengerhof, dem Haldenhof, dem Bilsenhof und den zeitweise bewohnten Häusern auf dem Emersberg und dem Burgstall. 1971 wurde das Dorf im Zuge der Verwaltungsreform nach Schwäbisch Gmünd eingemeindet. Es liegt nun wieder wie schon im 17. und 18. Jahrhundert innerhalb der städtischen Grenzen.
(Text zur Wanderung vom 15.07.2020)
Text: Sylvia Hägele
Geschichte des Teilortes Degenfeld
Verfasser Sylvia Hägele
(Text zur Wanderung vom 15.09.2020)
Lage:
Degenfeld liegt etwa 13 km südöstlich von Schwäbisch Gmünd im Tal der hier ungefähr südlich ziehenden („Degenfelder“) Lauter, die unterhalb des Furtlepasses auf 595 m entspringt. Der Ort ist umgeben von verschiedenen Bergen und idyllischen Wanderwegen. Im Osten der Bernhardus, im Nordosten der Eierberg, an dessen Rand befindet sich eine Talspinne mit den größeren zulaufenden Tälern der Glasklinge aus dem Norden und des Schweintals aus dem Südosten. Nach Süden fließt die Lauter zwischen Lützelalb (747 m) im Osten und dem Galgenberg im Westen in Richtung Weißenstein. Am westlichen Ortsrand mündet eine kleine Talmulde, hinter der sich das Kalte Feld (780 m) befindet, das wiederum mit dem Hornberg und dem Furtlepass verbunden ist.
Geschichte:
Interessant ist, dass es wohl früher eine Burg Degenfeld gab. Die Burg wurde um 1250 erbaut und war Stammsitz der Herren von Degenfeld, die sich nach dem Ort nannten. 1281 wird erstmals ein Hermann von Degenfeld urkundlich erwähnt, der vermutlich der Stammvater der Grafen von Degenfeld war. Die von Degenfeld nahmen sich im 15. Jahrhundert die Burg Hoheneybach als neuen Hauptsitz. Im späten 16. Jahrhundert wurde die Burg Degenfeld an die württembergischen Herzöge verkauft. Im Jahr 1811 wurde die Burg abgebrochen. Nach dem 2. Weltkrieg musste auch diese die kleine Gemeinde mit damals 365 Einwohnern 131 Flüchtlinge aufnehmen, die größtenteils aus dem Sudetenland stammten. Unter ihnen war ein Libor Steppan, der von 1960 bis 1970 Bürgermeister des Ortes wurde.
Eingemeindung nach Schwäbisch Gmünd:
Nach der Planung des Innenministeriums für die Gebietsreform um 1970 sollte Degenfeld ursprünglich aus dem Landkreis Schwäbisch Gmünd ausgegliedert werden und zusammen mit der Gemeinde Nenningen und der Stadt Weißenstein eine neue Verwaltungseinheit innerhalb des Landkreises Göppingen bilden. Dieser Plan stieß in Degenfeld durchaus auf Zustimmung. Denn ins untere Lauter- und diesem anschließende Filstal pendelten mehr Bewohner als ins Remstal. Zudem bildeten Degenfeld, Nenningen und Weißenstein seit 1964 den Abwasserzweckverband „Oberes Lautertal“, und die Degenfelder Schulkinder besuchten die Hauptschulen in Nenningen und Weißenstein sowie seit 1966 auch die Grundschule in Weißenstein; in Weißenstein war der Bau einer weiteren Hauptschule für die drei Gemeinden geplant.
Als absehbar war, dass dieser geplante Neubau unterhalb Weißensteins keine Aussicht auf Genehmigung hatte, nahm Degenfeld im Februar 1970 Kontakt mit der Stadt Schwäbisch Gmünd auf. Der dortige Gemeinderat zeigte Interesse an einer Eingemeindung von Degenfeld. Auch die Stadt Weißenstein, unterstützt durch das Landratsamt Göppingen, und die Gemeinde Waldstetten bekundeten Interesse.
Bei einer Bürgerversammlung am 4. April 1970 gewann der damalige Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, Norbert Schoch, durch Versprechungen für die Förderung des Fremdenverkehrs und den Ausbau der Infrastruktur die Degenfelder für seine Kommune; Degenfelds Bürgermeister Libor Steppan hatte eine Eingemeindung nach Waldstetten bereits im Vorfeld abgelehnt. Nur zwei Tage später beschloss der Gemeinderat einstimmig eine Bürgeranhörung zum Thema.
Auch der Bürgermeister von Weißenstein und der Landrat von Göppingen versuchten wie der Oberbürgermeister von Schwäbisch Gmünd, auf Versammlungen die Degenfelder in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Am 10. Mai 1970 stimmten bei einer Wahlbeteiligung von 88,1 % 197 Bürger für die Eingemeindung nach Schwäbisch Gmünd, 67 waren dagegen, drei Stimmen waren ungültig. Dass das Regierungspräsidium mit der Genehmigung der Eingemeindung zögerte, war für die Aushandlung des Eingemeindungsvertrages hinderlich. Es wünschte die Eingemeindung in den Landkreis Göppingen und sah deshalb den Eingemeindungswunsch Degenfelds als einen unerwünschten Präzedenzfall an. Vertreter des Innenministeriums und der damalige Regierungspräsident Friedrich Römer versuchten noch im Juli 1970 vor Ort, die Degenfelder umzustimmen.
Nachdem die Gemeinderäte von Schwäbisch Gmünd und Degenfeld im Juli 1970 jeweils einstimmig den Eingemeindungsvertrag gebilligt hatten, entsprach das Regierungspräsidium durch Verfügung am 13. November 1970 der Eingemeindung von Degenfeld nach Schwäbisch Gmünd. Am 1. Januar 1971 wurde sie vollzogen. Degenfeld ist nun der südlichste Stadtteil von Schwäbisch Gmünd.
Text: Sylvia Hägele
(Text zur Wanderung vom 15.09.2020)